FIDE Album 2019—2021

Schwere Literatur ist das, was vorgestern bei mir angekommen ist: Das neue FIDE -Album für die Jahre 2019 bis 2021 bringt 1.628 Gramm auf meine Küchenwaage — Vorsicht also, wer im Bett darin lesen/lösen möchte, dass es einem nicht auf die Nase fällt!

Das Album enthält auf 819 Seiten insgesamt 1840 Aufgaben, davon (nur) 77 Retros, die aus 9540 (bei den Retros: 376) Einsendungen ausgewählt wurden. In allen Alben seit 1914 sind damit 29354 Stücke erschienen, dabei führen immer noch die Zweizüger (5864). Drei der Retros wurden hier im Blog urgedruckt!

Die umfangreichsten Abteilungen in der neuen Ausgabe sind Fairies, Hilfsmatts und Selbstmatts mit 383, 362 bzw. 270 Aufgaben, die mit Abstand meisten Einsendungen (2447) kamen für die Hilfsmatts.

Ich kann das neue Album nur wieder empfehlen: Nirgendwo gibt es solch eine breite Wiedergabe guter Aufgaben wie hier. Dafür ist allen an der Auswahl und Erstellung Beteiligten herzlich zu danken. Bei den Retros waren dies Direktor Vlaicu Crisan, die Richter Dmitry Baibikov, Silvio Baier und der zwischenzeitlich verstorbene Henrik Juel; den Index hat wieder Thierry Le Gleuher erstellt.

Natürlich werde ich hier noch auf die eine oder andere Aufgabe zurückkommen, aber persönlich freue ich mich schon besonders auf das Schmökern in der Studien-Abteilung …

Stelvio 4.1

Heute hat Reto Aschwanden eine neue Version von Stelvio veröffentlicht: Version 4.1 steht zum Download bereit.

Die neue Version enthält weitere Verbesserungen in der Strategieanalyse und damit potenziell eine weitere Beschleunigung der Prüfung speziell längerer Beweispartien, aber auch die Behebung eines “horrible bug”, der unter gewissen Umständen in Version 4.0 dazu führen konnte, dass eine Aufgabe fälschlich als korrekt ausgewiesen wurde.

Hintergründe und Empfehlungen, wie ihr damit umgehen könnt, gibt Reto speziell in der WhatsNew Datei — hier solltet ihr also unbedingt hineinschauen!

Retro der Woche 31/2025

Mit dem bereits in der letzten Woche hier angesprochenen Juni-Heft der Schwalbe hat Jochen Schröder die ersten zwei Jahre seiner Retro-Sachbearbeiter-Tätigkeit erfolgreich hinter sich gebracht — und ich musste feststellen, dass ich hier noch keine Aufgabe von ihm vorgestellt hatte. Das muss sich natürlich ändern!

Und daher stelle ich euch heute eine Aufgabe vor, die er im letzten Jahr veröffentlicht hat, die er dann aber noch verändert, inhaltlich weiter geschärft hatte.

Jochen Schröder
Die Schwalbe 2024
Beweispartie in 11,5 Zügen, Königsdynastie (12+11)

 
In der Schwalbe wurde die hier verwendete Bedingung „Königsdynastie“ so definiert: „Ein König – außer wenn er königlich ist – kann geschlagen werden und jederzeit – auch zur Schachabwehr – durch Bauernumwandlung neu entstehen. Er ist genau dann königlich, wenn er der einzige König seiner Partei ist. Ein König darf nur dann rochieren, wenn er königlich ist und nicht gezogen hat, seit er zuletzt königlich wurde. Die anderen für die Rochade vorgeschriebenen Bedingungen bestehen weiter.“ Daraus folgt, dass es nur Schachgebote gibt, wenn der einzige König einer Partei bedroht ist — und wegen der Schlag-Regel für Könige wird beim klassischen „Matt“ weitergespielt und im nächsten Zug gegebenenfalls der König geschlagen, womit dann eine Partie beendet wäre, ist es der einzige König.

Zählen wir die weißen Züge, so stellen wir fest, dass theoretisch der wKg1 durch Umwandlung entstanden sein kann (5+7=12) — aber da schafft es Schwarz nicht, all seine Steine loszuwerden und gleichzeitig die fehlenden weißen zu schlagen.

Na ja, bei der Bedingung können wir natürlich auch Umwandlungen erwarten…

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Loveday zum letzten?

Nachdem vor etwa anderthalb Jahren einige Beiträge von Ralf Binnewirtz zur Veröffentlichungsgeschichte des berühmten Indischen Problems für Aufsehen und Verwirrung gesorgt hatten, da schon vor 180 Jahren auf angegebene Datumsinformationen nicht unbedingt Verlass sein konnte, hat er sich des Themas noch einmal angenommen und auf der Geschichte-Seite einen (nun vielleicht endgültigen) Nach-Nachtrag veröffentlicht.

Für die Schachhistoriker sicherlich “Pflichtlektüre”.

Retro der Woche 30/2025

Nachtrag 26.7.25: Nach einem technischen Problem gestern hatte eine alte Fassung dieses Beitrags online gestanden. Das ist nun hoffentlich korrigiert …

Am 18. Juli habe ich hier den Preisbericht des diesjährigen Champagne-Turniers anlässlich des WCC in Alba Iulia angesprochen und dabei schon angekündigt, dass ich auf dieses Turnier noch zurückkommen werde — das kann ich heute noch nicht tun, da der Bericht noch nicht veröffentlicht ist.

Stattdessen habe ich heute eine Aufgabe aus dem letztjährigen Turnier herausgesucht, zu dem gerade noch Korrekturen veröffentlicht worden sind.

Traditionell wurde das Turnier wieder in zwei Gruppen ausgetragen: Beweispartien und sonstige Retros; in beiden Gruppen waren auch nicht-orthodoxe Stücke zugelassen. Und beide Abteilungen wurden von Märchen-Retros gewonnen …

Dennoch habe ich heute die bestplatzierte orthodoxe Beweispartie ausgesucht. Ofer Comay ist eher als Hilfsmatt-Verfasser bekannt; weitaus die meisten seiner Aufgaben in der PDB sind Hilfsmatts.

Ofer Comay
Champagne-Turnier 2024, 3. Preis Abt. A
Beweispartie in 19,5 Zügen (16+13)

 

Zumindest der Süden das Diagramms schaut ja eher wie ein klassisches Auflöse-Retro aus als eine Beweispartie — speziell der Südwesten mit den drei schwarzen Steinen und der ungewöhnlichen Anordnung der weißen Steine reizte mich sofort, die Aufgabe zu lösen.

Auch zeigen die Bauern überhaupt keine Spur von Schlägen: Nun, bei Weiß sind eh alle Mann an Bord, aber bei Schwarz fehlen ein Springer sowie [Bf7] und [Bg7]— ohne Bauernspuren sind sie verschwunden, können auch nicht von Bauern geschlagen worden sein.

Das Züge-Zählen hilft auch nicht sehr viel weiter: Bei Schwarz sehen wir 1+2+7+4+2+1=17 Züge — zwei sind also noch frei.

Und bei Weiß ist die Sache ja noch fataler: 0+0+2+2+0+4=8 das sind nur 40 Prozent der weißen Züge!

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Preisbericht Champagne-Turnier 2024

Update: Dank an Dirk Borst für den Hinweis auf ein heftiges Versehen …

Im Juni hatte ich hier die Ausschreibung zum Champagne-Turnier 2025 (Thema: Platzwechsel zweier Steine), und nun ist bereits das Update des Preisberichts 2024 erschienen!

Man sieht, dieser Bericht benötigte einen gewissen Reifeprozess, da sich eine Aufgabe zunächst als verbesserungs-resistent gegen die Nebenlösungen erwies — nun ist hoffentlich auch die korrekt.

Wieder einmal ein interessantes Turnier war das; es lohnt sich, den Preisbericht zu studieren — und wenn der 2025er Bericht erscheint, werde ich natürlich hier im Blog darauf eingehen!

Retro der Woche 29/2025

Im Partieschach kann ein Spieler Remis reklamieren, wenn er nachweist, dass er mit seinem nächsten Zug eine Stellung herbeiführen kann, die bereits zweimal auf dem Brett gestanden hat: Gleiche Postition und gleiche Zugrechte. diese Kann-Regel wurde schon im Piraner Kodex von 1958 zur Muss-Regel beim Problemschach, denn dort gibt es ja keinen Spieler, der das Remis einfordern kann.

Diese Regel ist auch sehr nützlich: Ohne sie gäbe etwa keine Pendel-Manöver im Verteidigungsrückzüger, Schachprobleme können also mit dieser Regel vielfältiger sein als ohne!

Ähnlich macht man es auch mit der 50-Züge-Regel: Kein Schlag, kein Bauernzug in den letzten 50 Zügen führt zwangsweise zum Remis — beim Problemschach hat man auch „keine Rochade“ hinzu genommen; das wechselt beim Partieschach gelegentlich, ist dort aber in den Endspielen, in denen diese Regel meist relevant ist, nicht von besonderer Bedeutung. Und ja, da dies nicht eindeutig festgelegt ist, ist dies eine (aber allgemein akzeptierte) Grauzone.

Interessante, meist recht recht komplexe klassische Retros lassen sich mit der 50-Züge-Regel konstruieren; Nikita Plaksin war ein Meister darin, solche Mechanismen zu erfinden. Aber so kompliziert muss es gar nicht immer sein, wie das heutige Beispiel von Thierry Le Gleuher zeigt.

Thierry Le Gleuher
The Problemist 2021, Spezialpreis 2021-2022
Woher kommen die Türme? (14+11)

 

Weiß hat drei Türme; der einzig fehlende Bauer [Bb2] muss sich also umgewandelt haben. Damit fehlen bei Weiß Dame und ein Springer, die beide im Nordosten geschlagen wurden. Für die Turmumwandlung war ein Schlag nötig (bxXa7), der schwarze Damenläufer wurde zu Hause geschlagen, und die drei anderen fehlenden schwarzen Stein starben im Südosten. Und damit sind alle Schläge erklärt.

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Tolle Platzierungen

Update 11.7.2025:
Schaut auch nach dem Bericht des DSB!

Bei den Löseturnieren im Rahmen des WCCC in Alba Iulia gab es aus deutscher Sicht hervorragende Ergebnisse:

Nachdem es am ersten Tag der Löseweltmeisterwschaft (WCSC) nicht danach ausgeschaut hatte, schaffte es das deutsche Löseteam (Boris Tummes, Andreas Rein und Ronald Schäfer) noch aufs Treppchen, belegte hinter Seriensieger Polen und Litauen den großartigen dritten Platz.

Auf diesem Platz landete in der Einzelwertung auch Arno Zude hinter den beiden Polen Piotr Murdzia und Kacper Piorun; damit konnte er gleichzeitig seine Rating-Zahl um beinahe 70 Punkte verbessern.

Boris Tummes hat auch sehr erfolgreich am Retro- und am Märchenschach-Löseturnier teilgenommen, auch dort landete er jeweils auf Platz drei.

So wird Alba Iulia vielleicht als das Bronze-WCCC in die Geschichte der Schwalbe eingehen?!

Die detaillierten Ergebnisse und auch die zu lösenden Aufgaben dieser Wettbewerbe sowie des Open findet ihr auf der entsprechenden Resultate-Seite des WCCC.